Ein Erfinder aus Niederbieber

Ein Erfinder aus Niederbieber

Wer wußte wohl, daß ein Niederbieberer namens Carl Seifert als Erfinder einer Mausfalle in die Geschichte eingegangen ist?

von Bernd Siegel

Wer wußte wohl, daß ein Niederbieberer namens Carl Seifert als Erfinder einer Mausfalle in die Geschichte eingegangen ist?

Die gemeine Hausmaus – lat. mus musculus – wird vom Mensch verfolgt, seit er sie kennt. Es gibt kaum ein anderes Lebewesen, für welches der Mensch sich eine solche Vielzahl an Möglichkeiten des „ins Jenseits befördern“ ausgedacht hat, wie für die Maus. So sind Erschlagen, Vergiften, Erdrosseln, Aufspießen, Ertränken, Zerquetschen, Köpfen und Erschießen zu nennen. Auch gab es viele Möglichkeiten die „Grauen“ lebend zu fangen, aber dann könnten sie sich ja durch den Hintereingang wieder Zutritt zum Vorratslager schaffen. Nicht nur der Schwund an den Lebensmitteln, vielmehr auch die Angst vor der Übertragung von Krankheiten (Pest, Cholera, Fleckthypus . . .) ließ die Maus zum Feind des Menschen werden. Ganz abgesehen davon, verursachen heutige Mäusegenerationen großen Schaden an alten Handschriften in Archiven und neuerdings an Stromkabeln von Computern. Die Verluste hierdurch sollen sich schon in Milliardenhöhe (!) bewegen.

Mäuse waren und sind seit jeher die Plage der Menschheit. Schon die Philiister hatten darunter zu leiden. Donnergott Zeus erschien bisweilen in Mäusegestalt und im finsteren Mittelalter wurden Mäuse gebraten oder pulverisiert gegen Zahnschmerzen, Fallsucht und Bettnässen empfohlen. Fragt sich nur was zuerst da war, die Krankheit oder die „Medizin“.

Auch die lebende Mausefalle auf vier Beinen schafft es nicht der Plage „katze“ zu werden; das mag auch daran liegen, daß konsumfreudige Frauchen mit Fertigfutter ohne Fell und Knochen der Katze die Mausejagd verleiden. Der Katze kann man es nicht verdenken.

Immerhin werden in einem guten Mäusejahr doch noch rund 9 Millionen Fallen gekauft. Es handelt sich um jene, bei denen eine gedehnte Feder einen Schlagbügel in Bewegung setzt, der der Maus die Wirbelsäule deformiert, was unweigerlich zum sofortigen Exitus führt.

Bis zu zehn Mäuse kommen in einer solchen Autmatikfalle unter. Der von dem Wiesbadener Mäusefallenfabrikanten Carl Bender entwickelte Apparat hatte Erfolg. Hier die Zeichnung einer konstruktiv gleichen Art, die Carl Seifert aus Niederbieber bei Neuwied 1906 zum Patent anmeldete.

Aus den insgesamt mehreren 100 Patenten möchte ich das von Carl Seifert vorstellen, die etwas abgewandelt, von dem Wiesbadener Mäusefallen-Fabrikant Carl Bender mit 160 Mitarbeitern (!) gebaut wurde.

Prinzip: Das zu vernichtende Objekt, in diesem Fall die Maus, betritt, angelockt durch einen wohlriechenden Köder, den Eingangsbereich der Falle und löst mit ihrem Eigengewicht über eine Wippe den Verschließmechanismus aus. Die Tür geht zu, die Maus sitzt in der Falle. Natürlich erreicht die Maus den Köder nicht, denn der ist hinter einem Gitter verborgen.

Erfinder Mausefalle Neuwied

Die „Betriebsanleitung“ der Falle empfahl wohlriechenden Pumpernickel. Frustriert wie die Maus nun sein mußte, wird ein Ausweg gesucht und gefunden. Ein steil nach oben führender Fluchtkanal wird durchklettert. Auf halber Höhe passiert sie dabei eine Klappe, die mit einer Rückstellsperre den Weg nach unten wieder verschließt. Danach taucht ein bequemes Schlupfloch am oberen Ende dieses Ganges auf und lockt die Maus auf schwankenden Boden. Vom Drang nach Freiheit gepeinigt tritt sie drauf, gleitet in die Tiefe und öffnet damit über ein Gestänge die Eintrittstür für die lieben Verwandten und Bekannten. – Warum sollte es denen besser ergehen?! Am Ende der Rutschpartie erwartet die geplagte Kreatur ein wassergefüllter Behälter in dem sie den Tod durch Ertrinken mehr oder weniger schnell erleidet.

Wie führt die Anleitung aus . . . insgesamt haben 10 (tote) Mäuse in dem Wasserbecken Platz. so daß sich diese Falle nicht nur zweckmäßig sondern auch überaus leistungsstark gestaltet.

Zum Schluß noch eine Bitte: wer kann noch etwas über Carl Seifert sagen bzw. in wessen Besitz befindet sich eine Falle (wie beschrieben). Für eventuelle Hinweise wäre der Verfasser sehr dankbar.

Kay Bahrenberg aus Dortmund schrieb uns, dass er eine der Bender Mausefallen erworben hat. Auf der Suche nach Informationen über diese Mausefalle, gelangte Kay Bahrenberg auf unsere Webseite und den Artikel. Freundlicherweise sendete er uns ein paar Bilder zu:

Quellenangaben:

  • FAZ Nr. 174 und vom 4.11.1991
  • Mäusefallenmuseum Neroth in der Eifel
  • Dieser Bericht kam nur zustande, weil Bieberer Bürger mit offenen Augen durch’s Leben gehen.
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