Familiennamen und ihre Bedeutung
Namen sind nicht Schall und Rauch
von Anita Trostel
Viele Menschen sind an der Bedeutung ihres Familiennamens interessiert, daher soll an dieser Stelle versucht werden in einem groben Raster die Herkunft und Bedeutung einiger, in Niederbieber vorkommender, Familiennamen zu erhellen; zunächst jedoch grundsätzliches vorab.
Im 12. Jahrhundert begann man zu dem Rufnamen noch einen Beinamen hinzuzufügen, da immer mehr Personen den gleichen Rufnamen trugen oder bisher genutzte Vornamen nicht mehr verwendet und daher nicht mehr verstanden wurden. Eine unmissverständliche Unterscheidung war jedoch wichtig, insbesondere im Hinblick auf Heiratsverträge, Testamente, Zins- und Steuerlisten usw.
Obwohl sich bis zum 15./16. Jahrhundert die Zweinamigkeit durchgesetzt hatte, war noch lange Zeit der Rufname der Hauptname. Personen wurden immer noch in der alphabetischen Reihenfolge der Rufnamen aufgeführt.
Der Beiname konnte jederzeit geändert oder modischen Strömungen angepasst werden. Deutsche Namen wurden zu der Zeit gerne uns Lateinische oder Griechische übersetzt, davon zeugen heute noch viele Familiennamen, z. B. Faber für Schmidt/Schmitt, Molitor für Müller/Möller oder Piscator für Fischer usw.
Erst im Jahre 1874, mit der Einführung des Standesamtes, wurde in Deutschland der Familienname verbindlich festgelegt, jegliche Änderung bedurfte seither der behördlichen Genehmigung.
Die deutschen Familiennamen lassen sich in fünf Gruppen aufteilen:
1. Aus Rufnamen,
2. Nach der Herkunft,
3. Nach der Wohnstätte
4. Nach Berufs- Amts- und Standesbezeichnung
5. Aus Übernamen.
Ein Name kann allerdings auch mehreren Gruppen zugeordnet werden, z.B. Noll von Arnold als Rufname, als Wohnstättenname von „nol“ (mittelhochdeutsch) = rundliche Erhöhung, als Übername für dicker, kurzer Mensch (bayr. = Nollen)) oder als Herkunftsname zum Ortsnamen Noll (u.a. Rhld.-Pfalz).
Auf die landschaftliche Prägung, die wortgeographischen und regionalen Unterschiede der Familiennamen soll an dieser Stelle allerdings nicht eingegangen, sondern lediglich nach einem groben Raster vorgegangen werden, da dieses ansonsten den Rahmen der Abhandlung sprengen würde.
1. Familiennamen aus Rufnamen
Hier handelt es sich meistens um Vatersnamen, z.B. Albrecht, Dietrich, Friedrich.
Kurz- und Koseformen sind z.B. Hein, Heinz, Heinzelmann, Hartge.
Ebenso konnte mit dem Rufnamen noch eine Eigenschaft verbunden werden, wie z.B. Junghans, Kleinpeter.
2. Familiennamen nach der Herkunft
Hierzu gehören sowohl Volks- und Stammesnamen, wie z.B. Bayer, Böhm, Frank, Fries als auch Ableitungen von Länder- und Landschaftsnamen wie Östreicher, Schweitzer, Voigtländer.
Diese Volks- und Stammesnamen weisen aber nicht unbedingt immer auf die Herkunft hin. Der Name kann auch in Verbindung mit einer Reise stehen. So war der Namensgeber „Römer“ vermutlich kein gebürtiger Römer sondern ein Rompilger.
3. Familiennamen nach der Wohnstätte
Hier waren die Lage des Wohnsitzes oder bauliche Besonderheiten des Hauses bzw. Hofes maßgebend oder auch landschaftliche Merkmale oder Gemarkungsgrenzen. Ebner oder Flach, Berg oder Bergmann wohnten vermutlich auf Vertiefungen oder auf Bodenerhebungen, Bach oder Bachmann am Fluss. Busch oder Hardt wohnten am Gebüsch oder am Wald usw. und wo Brückner oder Steinhausen wohnten, ist unschwer zu erraten.
Aber auch Zeichen, die am Haus angebracht waren, (sogen.Hauszeichen) wie Rose, Stern, Sonne, Vogel oder Roß dienten als Familiennamen nach der Wohnstätte.
4. Familiennamen nach Beruf, Amt oder Stand
Dass heute u.a. Müller, Schmidt, Schneider die häufigsten Familiennamen sind, spiegelt die starke Entfaltung des Handwerks im Mittelalter wider.
Es wurden aber auch Ableitungen aus den Berufen gebildet, wie z.B. Küchler, Metzer, Öhl(er), Decker, Bader, um nur einige zu nennen.
Aus weltlichen oder kirchlichen Ämtern und Rechts- und Besitzverhältnissen entstanden Familiennamen wie Keller, Küster, Richter, Lehmann, Halfmann, Ritter oder Hof(f)mann.
5. Familiennamen aus Übernamen
Viele Übernamen gehen auf körperliche oder äußerliche Merkmale zurück, wie Kurz, Groß, Klein.
Weiß, Schwarz oder Kraus weisen auf die Haarfarbe oder die Beschaffenheit des Haares hin.
Auch die Eigenschaften Hübsch(er), Rasch, Späth oder Früh waren Familiennamengeber.
Durch die Bezeichnungen für Feste, Wochentage, Monate oder Jahreszeiten, z.B Oster, Freitag, Mai, Herbst, ließen sich Formen der Abhängigkeit des Namensträgers von seinem Grundherrn darstellen.
Anspielungen auf den Berufs- oder Bauernstand ergaben beispielsweise die Familiennamen Kessel, Schuh, Kohl.
Auszug aus Familiennamen in Niederbieber im groben Raster
Aus Rufnamen | Nach Herkunft | Nach Wonst. | Ber./Amt-/Stand | Übernamen |
Johann, Konrad, Friedrich, Otto, Heinrich, Franz, Hermann, Hartge Martin, Walter, Christian, Siegel,Hartmann, Lotz, Remy | Böhm, Fries, Baier, Frank, Hess, Welsch, Schott | Busch, Hardt, Rockenfeller, Bergmann, Bach-mann, Hof, Speicher, Rose, Vogel, Roß, Gans, Heinen, Hahn, Haas, Schwan, Honnefeller, Sauerborn, Göller, Melmer | Schmidt, Jäger, Bauer, Kutscher, Krämer, Bäcker, Schneider, Schreiner, Metzger, NagelKaufmann, Schäfer, Maurer, Herzog, Kaiser, Keller, Lehmann, Halfmann, Hoffmann, Pfotenhauer, Pfefferkorn, Siegel, Fischer, Wirtgen | Kurz, Klein, Groß, Lang, Blau, WeißGrün, Roth, Braun, Schwarz, Lenz, Sommer, Herbst, Winter, Fröhlich, Ernst, Zorn, Schuh, Kohl, Fünfzig, Freund, Trostel, Zeitvogel, Kinne,Langbein, Kleinmann |
Quellen:
Duden – Familiennamen – Dudenverlag
Niederbieber einst und jetzt, 8. Jahrgang 1988, Ernst Honnefeller, Familiennamen in Niederbieber